Porthcurno – Penzance (18,5 km, 9 Stunden)
An diesem Morgen brennen meine Hände wie Feuer. Die Sonne, die durchs Fenster einen erneuten heißen Tag ankündigt, gefällt meinen Händen gar nicht. Ich schmiere sie, nachdem ich meine kurze Hose und Shirt angeworfen habe, dick mit 30er Sonnencreme ein. Das muss reichen. Die neongrünen Wollhandschuhe sind bei der Wärme bestimmt nicht besser.
Heute morgen ist meine Laune wesentlich besser als gestern. Auch wenn ich kaum geschlafen habe, bin ich hoch motiviert, will raus, will gehen. Im Frühstücksraum begrüßt mich gähnende Leere. Sieht mir nicht so aus als wären hier noch andere Gäste. Anders als vorher angekündigt. Egal. Ich will jetzt einfach nur entspannt frühstücken, meine Route studieren und dann aufbrechen. In Penzance kann ich mich auf eine schöne Jugendherberge freuen. Und Menschen. Für die nächste Station nehme ich mir 2 Tage. Einen Tag Pause in der Stadt. Mal anhalten, in mich gehen, den ganzen Tag Kaffee trinken, Reiseführer lesen, die nächste Route planen und Unterkünfte buchen. Die Freude darauf lässt mich die gestrige Tristesse vergessen.

Über fünf Felder laufe ich zurück zum Coast Path. Was für freies Gefühl muss es sein, diese Felder einfach nur zu besitzen. Ich finde es schon wahnsinnig frei nur darüber zu laufen.

Kurz bevor ich auf den Path zurückkehre, erkenne ich aus der Ferne die Männer wieder, die ich anfangs auf meiner ersten Etappe in St. Ives getroffen hab. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, haben sie nicht mehr so großen Spaß wie am Anfang. Abgekämpft sehen sie aus. Und gehetzt. In der Zeit, in der ich von den Felder zum Path gelaufen bin, sind die beiden bereits in eiligem Tempo weiter. Ich atme tief durch. Laufe, ohne Eile. Ab jetzt nehmen ich mir Zeit.

Der Weg ist ab hier sehr angenehm flach. Vorerst keine Up and Downs. Keine Hügel. Keine Felsen. Nach kurzer Zeit stoße ich auf eine kleine Bucht, einen Fischerhafen (Penberth Cove). Es ist so früh am Tag, dass die Fischer bereits von ihrer Arbeit auf der hohen See zurückkehren. Einer nach dem anderen fährt seine kostbare Ladung hinein in den Hafen. Randvolle Boote mit silberglänzenden Fischen. Es ist so ein friedlicher Moment, dort zu sitzen und ihnen zu zusehen. Als stiller Beobachter in diesem Moment Teil an ihrem Leben zu nehmen. Ich stelle mir vor wie es wäre, jeden Tag im frühesten Morgen auf See zu fahren und jeden frühen Morgen dann mit einem Boot voller Fische zurückzukehren. Kann es etwas ursprünglicheres geben?
Ein Wanderpärchen mittleren Alters beobachtet das Spektakel genauso beeindruckt wie ich. Da ich mir unsicher bin wo genau hier der Einstieg zum Path sein soll, spreche ich sie auf Englisch an und frage nach dem Weg. Als er mir antwortet grinse ich und antworte auf deutsch: „Ah, sie kommen aus der Schweiz.“ Er, sehr bemüht feinstes Englisch zu sprechen und seinen Akzent zu unterdrücken, scheint über meine Entdeckung nicht sehr begeistert und grummelt in sich hinein. Sie findet das recht lustig und kichert vor sich hin. Beide rätseln mit mir über den Weg. Wir finden ihn hinter dem Bootshäuschen und verabschieden uns. Sie grinsend, er grummelnd.

Von dem kleinen Hafen aus zeigt der Path sich (endlich) mal von einer ganz anderen Seite. Es geht steil bergab zwischen dichten Büschen und Laubwäldern. Mitten drin ein zugewachsenes Herrenhaus, nur schwer erkennbar durch das grüne Dickicht. Aber wundertraumschön. Weiter geht es ganz nah an das Meer heran. Durch die Büsche gelange ich zu einem Steinstrand. Zum Riesensteinstrand. Hier liegen riesengroße runde Steine, die aussehen wie gestrandete Kleinwale. Wären das ein Strand in Irland würde es dazu bestimmt eine Sage geben. So wie die Geschichte von Dirmuid und Graine. So was wie: An dem Strand zwischen Merthen und Boscawan Point lebten einst das glückliche Paar Fionn und Sheila. Sie pflegte das Haus und den Garten mit der ebenso großen Liebe, die sie für ihren Mann Fionn empfand. Er liebte das Meer und die Fische ebenso sehr, wie er sein Frau Sheila liebte. Doch diese Lieben standen sich nicht im Weg. Im Gegenteil: sie ergänzten sich. Immer wenn den Tag auf dem Meer verbrachte und am frühen Abend mit dem üppigen Fang zurückkehrte, freute sie sich so sehr, dass ihrer beide Liebe noch mehr wuchs. Tag für Tag. Abend für Abend. Eines morgens jedoch überkam sie ein seltsames Gefühl. Aus einem nicht erklärbaren Grund, hielt sie ihrem Mann fest als er sich gerade mit dem Boot aufmachen wollte. „Ich bitte Dich, bleib heute hier bei mir.“ „Mein Liebe,“ entgegnete er. „Heute habe ich ein besonders gutes Gefühl. Ein ganz besonderer Fang wird es werden. Nur für Dich soll er sein. Danach können wir uns die Ruhe gönnen.“ Das Glitzern in seinen Augen hätte sie zusätzlich warnen müssen. Aber sie lies ihn gehen. Weil sie ihm glaubte, dass das sie danach Ruhe haben würden. Und weil sie ihn so sehr liebte. An diesem Abend kehrte er nicht zurück. Und an dem Abend darauf auch nicht. Und dem Abend darauf auch nicht. Abend für Abend saß Sheila am Strand am Meer und wartete. So wie jeden Abend zuvor. Mit jedem Abend an dem er nicht zurückkehrte wuchs ihre Trauer. Jeden Abend weinte sie ihre salzige Tränen in das salzige Meer. Vor ihr lag ein großes Meer voller Tränen. Und mittendrin irgendwo ihr geliebter Mann. Nach unzähligen Tagen, Wochen, Monaten, Jahren des erfolglosen Wartens, hatte Sheila keine Tränen mehr. Sie hatte alle Tränen ausgeweint. Sie lagen vor ihr im dem Tränenmeer. Und als sie keinen Tränen mehr hatte und sie sich nichts sehnlicher wünschte als bei ihrem geliebten Mann zu sein, da schloss sie die Augen und all ihre Tränen würden zu Stein. Jede einzelne Träne jeweils zu einem runden, großen Stein. Und so lagen sie da, die Tränen, verbunden mit dem Meer und mit Fionn, der nun in Frieden zusammen mit seiner geliebten Frau auf dem Meeresgrund ruhte… In Gedenken verlasse ich den Tränenstrand.

Mein nächstes Ziel für heute soll Lamorna sein. Hier will ich kurz an- und innehalten bevor ich weiterlaufe. Zunächst muss ich aber wieder kraxeln. Über große Steine, die ganze Küste entlang. Das nervt zwar, aber Lamorna ist schon in Sicht. Dort angekommen gönne ich mir erstmal ein köstlich selbstgemachtes Sandwich und einen Aprikosenkuchen. Mit Blick auf die Bucht kritzel ich in mein Notizbuch. Es ist 13Uhr. Ganze 4 Stunden habe ich für die 9 Kilometer bis hierhin gebraucht. Vier entspannte Stunden. Es geht mir gut. Richtig gut. Nach dem Stimmungstief stecke ich jetzt im Stimmungshoch. Habe es heute endlich zu ersten Mal geschafft zu genießen. Den Blick einfach mal zu öffnen für das was das ist. Und das ist soooo viel. Es liegt eben bei einem selbst was und wie viel man sehen kann.
Von Lamorna aus geht es erst wieder hügelig weiter. Mit dem schwere Rucksack auf dem Rücken muss ich erneut kletter. Doch nicht lange. Bis Mousehole geht es ab hier nur noch flach durch viele Laubwälder hindurch. Auch hier merke ich wieder, dass ich mich touristisch erschlossenem Gebiet nähere. Junge Menschen auf Flipflops kommen mir entgegen…

Als ich um die Kurve biege, sehe ich von hier aus sogar schon St. Michael´s Mount.Die kleine im Meer liegende Insel verrät mir, dass es nicht mehr weit bis Penzance sein kann.

Kurz vor Mousehole schnalle ich die Walkingstöcke ab, mache sie klein und packe sie hinten auf meinen Rucksack. Bis Penzance wird es von hier an nur noch auf Asphalt weiter gehen. Da kann ich meinen Armen ruhig mal eine Pause gönnen. Mousehole ist ein ganz entzückender, cornischer Ort. So entzückend die kleinen Tischchen vor den Häuschen mit den kleinen Pflänzchen „for sale“. Auch wenn Mousehole nicht klassisch englisch ausgesprochen wird wie man meint (in dt. „Mausloch“) sondern eher wie „Mausl“, ist alles so winzig, klein, niedlich. Vielleicht gerade weil der Hafen dafür bekannt ist, dass er einer der kleinste Häfen Cornwalls ist. Die dort ruhenden Boote werden durch Hafenmauern eingerahmt wie ein U. Entspannt und glücklich schlendere ich durch den Ort. Sehr viel Ruhe wie auch geschäftiges Treiben erwarten mich. An der Hauptstrasse entlang des Hafens säumt sich ein niedliches Geschäft neben dem anderen. Wenn auch schon oft gesehen und ebenso so oft widerstanden, muss ich ihr jetzt nachgeben, der cornischen Icecreme. Selbstgemachtes Eis. Delicious! Anders als die Tage zuvor nehme ich mir heute meine Zeit. Anstatt von einem Ort zum nächsten zu hetzen, nur kurze Pausen zu machen und den Fotoapparat im Rucksack zu lassen, schnalle ich jetzt meinen Rucksack ab, setze mich auf die Hafenmauern, schlecke mein Eis und beobachte die Touristen. Und da entdecke ich auch schon das schweizer Pärchen wieder. Fast freudig will ich die Hand zum Gruß heben, lächele beide aber einfach nur grüßend an. Sie erwidert meinen Gruß sogar winkend. Er grummelt. Immer noch.
Die nächsten 5 Kilometer bis Penzance über Newlyn gehen durchgehend an der Strasse lang. Was mich nicht stört. Im Gegenteil. Ich bin froh flach ohne Stöcke laufen zu können. Was so unbeschwert wie daheim in Düsseldorf. Nur dass die Briten jeden Fleck ihrer Heimat bepflanzen. Direkt an der Strasse hinter Mousehole reihen sich mehrere Gemüsegärten aneinander. Salatkopf mit Blick auf das Meer. Was für ein Luxus. Das würde ich meinem Gemüse auch gerne zuhause bieten.

Je näher ich der Stadt komme, desto seltsamer werden die Gestalten auf die ich treffe. Ab Newlyn wird es richtig hässlich. Das britische hässlich. Und laut. Dicke weiße Briten schieben sich vor mir auf dem Gehweg. Die Sonne strahlt mir auf den Schädel. Meine Wasserreserven neigen sich dem Ende. Und der Sonnenbrand auf meinen Händen wird nicht besser. Der Schmerz ist mittlerweile unerträglich geworden. Sobald ich die nächstbeste Apotheke finde, werde ich mich mit kühlen Salben und allem erdenklichen Schnick-Schnack eindecken. Kurz vor Penzance werde ich dann fündig. Beim Absetzen meines Rucksacks krampfe ich mir dann auch noch meinen Halsmuskel. Mein rechter Nackenmuskel krampft direkt hinterher. Hätte ich nicht schon Voltarensalbe im Gepäck, würde ich mir jetzt eine Großtube kaufen. In der unordentlichen Apotheke erstmal drin, wühle ich mich Tuben, Verpackungen, Cremes, Pillendöschen und komme nicht weiter. Aftersunlotion ist das einzige was ich entdecken kann, das irgendwie mit Sonne zu tun hat. Bringt mir aber nix. Ich spreche eine der Apothekehelferinnen an. Ich erkläre, dass ich einen schweren Sonnebrand auf meinen Händen hab und dass das bereits schmerzt. Mit großem Fragezeichen im Gesicht, als ob sie noch nie Sonnenbrand behandelt hätte (sehr untypisch für Großbritannien), schlängelt sie sich suchend durch die Gängen und führt mich zu einem Regal. „Ich hab da zum Beispiel diese After Sun Lotion“ murmelt sie noch die Rückseite der Flasche lesend. Na toll, das kann ich ja auch selber. Ich korrigiere ihre vermeintlich gute Wahl, indem ich fast buchstabierend langsam mein Anliegen wiederhole: „Ich habe eine Verbrennung. Das tut weh!“ „Hmm, ja. Da muss ich mal meinen Chef frage.“ Nachdem sich dieser aus seinem Beratungsgespräch herausgewunden hat, lässt er sich mein Anliegen schildern, überlegt kurz und zieht dann eine handelsübliche Salbe aus einem anderen Regal. Will ich, kauf ich. Der wird es ja wissen. Wo ich schon dabei bin frage ich nach dem Weg zu der Jugendherberge. Genauso ratlos wie bei meiner ersten Frage, blicken mich jetzt beide ratlos an. Ich lasse sie weiter reden, obwohl ich mir innerlich schon selber überlege wie ich laufe.
Statt wie von ihnen beschrieben außen um die Stadt zulaufen und eine paar Meter mehr zu investieren, laufen ich mitten durch. Der graue Asphalt ist wirklich kein schöner Kontrast zu dem blauen Meer und den grünen Wiesen. Wohl wissend, dass ich in weniger als einer Stunde in der Herberge sein werde, duschen und Wäsche waschen kann, mir den Bauch voll schlagen werde und einfach nur liegen kann, lassen mich das grau vergessen. Wie ein Maschine laufe ich einfach weiter. Google Maps leitet mir den Weg. Je näher ich der Herberge komme, desto schöner wir die Umgebung. (Genau Beschreibung dazu siehe „Die Unterkunft“)

Nachdem ich mich häuslich und gedanklich eingerichtet hab, lasse ich mich entspannt zum Essen nieder. Ich genieße es wieder in Gesellschaft zu essen. Obwohl ich alleine am Tisch sitze. Die Menschen um mich herum geben mir das Gefühl angekommen sein. Fast familiär fühlt sich das an. In dem Moment wird mir die Bedeutung von Gemeinsamkeit klar. Nur die Momente sind am schönsten, die man auch teilen kann. Teilen kann man auch still, nicht sprechend. Einfach so wie jetzt in diesem Moment. Wir teilen weil wir zusammen an diesem Ort sind.
Auch teile ich den Genuss diesen wunderbaren Essens, das mir gezaubert wurde, indem ich mich dafür bedanke. Ganz großartig hat das geschmeckt und war genau das richtige nach einem langen Lauf, gebe ich als Feedback in die Küche. Ein fröhliches Lächeln bekomme ich dafür zurück.

Nach dem Abendessen plumpse ich wie mein schwerer Rucksack in einen der ultrabequemen Ledersessel im Wohnzimmer. Hier und dort verteilen sich ein paar der anderen Gäste. Vor dem Fernseher, im Internet, in ein Buch vertieft. Wie zu hause. Wie eine große Familie. Ich studiere meine Karten, synchronisiere meine Pläne mit meinen Wünschen und lege dadurch meine nächsten Stopps und damit Unterkünfte und damit Reiseroute fest. Am Donnerstag werde ich weiterlaufen. Und dann ist auch schon Wochenende, sprich: ich bekomme Konkurrenz aus dem britischen Innland. Hinzukommt, dass die Unterkünfte in den nächsten Orten nur grob gestreut sind. Außerdem möchte ich von nun an vermeiden weiter in B&Bs zu übernachten. In den Jugendherbergen, oder auch Hostels, fühle ich mich am wohlsten. Daher habe ich nicht vor daran etwas zu ändern. Diese neuen und jetzt erst fassbaren Gedanken bewegen mich dazu das nächste Teilstück am Donnerstag zu überspringen und das Ende der sonst 2-Tagestour mit dem Bus zu überspringen. So lande ich am Abend in der Jugendherberge und spare mir eine Nacht im B&B. Außerdem kann ich dann 2 Tage in Lizard bleiben. Plan gedacht, gekritzelt, gerechnet, noch fehlende Unterkünfte im Internet gesucht. Jetzt geht’s ans telefonieren.

Auf dem Rückweg von draußen, wo ich den besten Empfang habe, nach drinnen, quassel ich noch mit dem Hausherren. Der lässt es sich nicht nehmen und warnt mich auf lustige Art und Weise vor der deutschen Reisegruppe, die heute Abend noch eintreffen wird. „Genieße die Ruhe. Nachher könnte es etwas lauter werden…“, sorgvolle Falten bilden sich auf seiner Stirn. Ich erwarte (wiedermal) eine deutsche Rentnertruppe, die Cornwall auf den Wegen Rosamunde Pilchers bereits. Stattdessen erwartet mich ein Bus voller pubertierender Teenager einer Realschule auf Klassenfahrt. Eine Truppe Null-Bock-auf-Scheiß-England stürmt den Pallast. Ich kann mir noch sehr gut vorstellen wie uncool ich so eine Reise in dem Alter gefunden hätte. Umso cooler finde ich sie jetzt.

Was bin ich froh aus dem Alter lange raus zu sein. Sonst würde mir all das Schöne hier doch entgehen.

In mein Zimmer geflüchtet, schmiere ich zum nun 10ten Mal an diesem Abend die salbe aus der Apotheke auf meine verbrannten Hände. Jedes Mal brennen sie noch mehr. Vielleicht hätte mir die Aufschrift der Tube zu denken geben soll. Inhaltstoffe: Alkohol. Kein Wunder, dass das brennt. Eine Salbe gegen Mückenstiche…. Was hab ich denn das für nen Mist gekauft? Besser gesagt; was haben die mir denn da für nen Mist angedreht? Da wäre ich wohl mit einer Aftersunlotion besser dran gewesen. Entnervt schmeiße ich die Tube in die Ecke und watschele zurück in den Esssaal. „Haben sie vielleicht Naturjogurt?“ Altes Hausmittel. „Nur mit Himbeergeschmack.“ Egal, kann nicht schaden. Leicht beschämt über mein anstehendes Vorhaben, verstecke ich mich außerhalb des Hauses draußen auf der Campingwiese an einem Picknicktisch. Und löffele den Jogurt peu à peu auf meine linke Hand. Ahhhh, das kühlt so schön. Die campenden Gäste hinter mir gucken leicht irritiert. Ich gucke weg. Nach nur knapp 5 Minuten Jogurtpackung muss ich wieder zusammenpacken. Es fängt an zu regnen. Ich setze die Kur in meinem Zimmer fort. Diesmal in Gesellschaft von zwei britischen Damen, die noch nachgekommen sind. Als eine der beiden nicht aufhört irritiert auf meine Hand zu schielen, kläre ich sich freundlich auf: „I have a heavy sunburn on my hands.“ Sie lacht: „I thought you had a mistake while you were eating your yogurt!“ Jetzt muss ich auch lachen.

Die Unterkunft

Die Jugendherberge von Penzance liegt außerhalb der Stadt gelegen. Westlich, fast schon zwischen Penzance und Newlyn. Wunderschön gelegen in mitten von Wiesen und Feldern, die man so nah der grauen Stadt gar nicht vermutet. Eingebettet sind die Zimmer in ein altes, gregorianisches Herrenhaus. Was schon sehr edel ist, wäre daneben nicht das aus dem 12ten Jahrhundert stammende „Castle Horneck“. Leider nicht begehbar, aber schön anzusehen. Genauso beeindruckend wie von außen, ist die Jugendherberge von innen. Ich betrete weich gestreiften Teppichboden. Unfassbarer Wanderluxus. Wie auf Zehenspitzen tippele ich in das Büro um mich anzumelden. Dort erwartet mich der (durchgängig) gut gelaunte und zu Späßchen aufgelegte Hausherr. „What can I do for you my love?“ säuselt er mit schwerem britischen Akzent. Zwei Nächte werde ich in diesem Traumhaus verbringen. Ich buche allen Luxus dazu, die mir im Rahmen des britischen Jugenherbergssystem geboten wird. Frühstück, Abendessen, Wäsche waschen. W-LAN heb ich mir für morgen auf. Für alle weiteren Fragen wird einem hier, neben dem hilfsbereiten und auskunftsfreudigem Hausherren, alles geboten. Busfahrpläne, aktueller Wetterbericht, Broschüren von Attraktionen im Umkreis und und und. Auch der Aufenthaltsraum, besser gesagt das Restaurant ist ein Traum. Hinter dem Tresen bäumen sich alle erdenklichen Durstlöscher auf. Auf der Schiefertafel reihen sich täglich wechselnde Gerichte. Von der vegetarischen Gemüseplatte über Steak bis Fisch Pie. Die Auswahl wird noch ergänzt durch die Gerichte auf der Dauerkarte. Selbstgebackener Kuchen… Ich bin im Schlaraffenhimmel.
Alle Wege im Hotel, ähhh der Herberge werden durch den weichen Teppich gesäumt. Ich laufe wie auf Federn. Die Details lassen die Herberge zum Hotel werden: Stuck an den Decken, in warmen Farben gestrichene Wände, indirektes Licht, grafisch gestaltete Hinweisschilder, Kronleuchter unter der Decke. Der Aufenthaltsraum wirkt eines der Wohnzimmer aus meinen britischen Krimis. Fehlt nur noch das Holz und das Feuer im Kamin. Dafür besetzen die Ledercouchen und –sessel die Kulisse perfekt. Durch die hohen Fenster fällt die tiefstehende Sonne auf die beiden Computer. Inklusive Drucker. Das ist ja fast noch schöner als zuhause!
Auch die Schlaf- bzw. Mehrbettzimmer sind gepflegt und mit Liebe zum Detail eingerichtet. Dunkelpinklila färbt die Wände. Dunkelblaues Bettzeug wärmt das Bett. Darunter findet sich in den Schubladen genügend Platz um die Inhalte meines Rucksacks zu verstauen. Da ich morgen nicht direkt weiterlaufen muss, nutze ich die Chance und wasche die gesamte Wanderausrüstung in dem Waschkeller des Hauses. Neben der Waschmaschine kann man hier auch Wäsche trocknen und aufhängen.

Das Frühstück

  • Frühstück ab 7.30 Uhr
  • in Buffetform (Full English und Continental Breakfast)
  • Snacks und Kuchen auch am (Nach-)Mittag erhältlich
  • Abendessen zwischen 18.30 und 21 Uhr

Der Preis

  • 16 £/ Person und Nacht
  • 5 £/ Frühstück
  • ab 5 £/ Abendessen
  • 2,50 £/ Wäsche waschen
  • 2 £/ halbe Stunde W-LAN

Das Angebot

  • Insgesamt 103 Betten
  • 16 Mehrbettzimmer
  • 6 Zweibettzimmer
  • Waschbecken und Heizung in jedem Raum
  • Bettwäsche inklusive
  • Handtücher kann man leihen
  • Waschmaschine, Trockner und Trockenraum
  • W-LAN
  • großer Aufenthaltsraum (mit TV, Bücherecke, PC & Drucker)
  • Frühtstück, Mittag- und Abendessen
  • Küche zum Selbstverpflegen
  • Campingwiese
  • Zahlung mit Kreditkarte möglich

Anschrift
Castle Horneck
Alverton
Penzance
Cornwall
TR20 8TF
Tel: (+44) (0) 845 371 9653
Fax: (+44) 1736 362663

Alternativen
Penzance Backpackers
The Blue Dolphin
Alexandra Road
Penzance
Cornwall
TR18 4LZ
Tel: +44 (0)1736 363836

www.pzbackpack.com
Mehrbettzimmer 15 £/ Nacht
Doppelzimmer 32 £/ Nacht

Alle Bilder dieser Tour habe ich außerdem hier zusammengestellt:
Fotoalbum “Porthcurno – Penzance” bei flickr (33 Bilder)

1 Kommentar zu “Tag 06 – Momentmal(e)

  1. Pingback: Rückblick auf den Coast Path | Landlinien Outdoor-Reiseblog

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