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Marlay Park – Knockree (21 km)

An diesem Morgen geht es früh los und raus aus Dublin. Ich bin froh die Hektik und Lautstärke der Stadt hinter mir zu lassen. Kilometer für Kilometer, die ich per Bus hinter mich bringe, wird es kleinstädtischer, bis ich schließlich die Startpunkt „Marlay Park“ im Süden Dublins erreiche. Begleitet von Joggern und Einheimischen, die ihrer Hunde ausführen, kreuze ich diesen riesen Naherholungspark, unterquere die geschäftige M50 und lasse Dublin im angrenzende Wald hinter mir. Trotz beeindruckendem Blick zurück auf Dublin, ist jeder Schritt weiter aufwärts wahnsinnig anstrengend mit satten 15 kg auf dem Rücken, so dass ich mir innerlich schwöre bei der nächsten Möglichkeit mit Busanschluss, nämlich in Glencullen, die Tour abzubrechen und zurück nach Dublin zu fahren. Fast zwei Stunden lang schiebe ich diesen Gedanken in meinem Kopf hin und her, wohlwissend, dass ich auf der einen Seite diesen Weg wandern will, auf der anderen Seite frei bin jederzeit das zu tun wonach mir ist.

Gott sein Dank, anders kann man es nicht sagen, lösen sich die Gedanken gegen das wandern wie in Luft auf, als ich das erste Mal die Berge erblicke. Auf einem natürlich geformten Weg laufe ich zwischen Heide und Steinen durch die Berge „Kilmashogue“ und „Two Rock“, ein breites Grinsen im Gesicht. Erstmals habe ich das Gefühl im wahren Irland angekommen zu sein, bleibe immer wieder stehen, um mich dessen zu vergewissern. Auch die Menschen, die ich auf dem Weg treffe sind freundlicher und offener als in der Hauptstadt: man grüßt sich, kommt ins Gespräch über den Weg und das Wetter, wünscht sich gegenseitig einen gesegneten Tag. Nach der ersten, kleineren Bergetappe geht es der Sonne entgegen an Schafen vorbei, die sich lautstark auf einer Wiesen im typisch irischen Grün ausbreiten. Einige Minuten bleibe ich dort mit geschlossenen Augen stehen, atme saubere, frische Luft ein, höre den Gesprächen der Schafe zu und komme an, im Hier und Jetzt. Yoga auf Irisch. An Glencullen vorbei – vergessen der Gedanke jetzt auszusteigen, so ein Blödsinn! – geht es wieder steil hoch auf den Glencullen Mountain. Oben angekommen gönne ich mir zwischen Geäst, Gestrüpp und Waldboden eine Pause, während sich vor mir die Ostküste Irlands ausbreitet. Was für ein Blick! Sogar die Halbinsel Howth, welche ich gestern noch besucht habe, kann ich von hier aus sehen. Ein Moment der Glückseligkeit macht sich breit.

Etwas Strecke bis zum Hostel in Knockree liegt allerdings noch vor mir. Daher mache ich mich ausgeruht und kulinarisch gestärkt auf den Weg. Bergab über Stock und Stein erreiche ich eine asphaltierte Straße, die mich über eine lange Biegung direkt bis zum Hostel geleitet. Im Knockree Hostel angekommen, begrüßt mich als erstes auch schon der Haushund , ein Jack-Russel versteht sich. Erleichtert meinen Rucksack endlich absetzen zu können, checke ich ein und organisiere mir direkt einen Luggage Transfer für die morgige Etappe nach Knockree. Unternehmen wie Wicklow Way Baggage bieten diesen Service für nur 7,50 € an. Das ist mir mein Rücken allemal wert! Nach einer ausgiebigen Dusche – welch Wohltat! – breite ich mich in der großzügigen Gemeinschaftsküche aus und koche mir meine mitgebrachten Pasta. Im neu angelegten und wunderschön wilden Garten des Hostels nehme ich an einem der Picknicktische Platz und genieße in aller Ruhe mein Abendessen. Im Hostel sind mit mir an diesem Abend nur noch zwei Schulklassen samt Lehrer untergebracht, sowie ein paar einzelne Gäste, sie sich schon auf ihre Zimmer zurück gezogen haben oder noch eine Runde ums Haus drehen. Als würde man mir meine Einsamkeit ansehen, gesellt sich die Hauskatze zu mir. Während ich meine Pasta verdrückte, grinst sie mich nur breit an ganz so als sei sie auch ja nicht hungrig…

Darüber komme ich mit Helen, der Hostelbetreiberin, ins Gespräch. Während ich den Garten bewundere, den sie gerade beackert und umpflanzt, erzählt sie mir von den Umbauarbeiten am Hostel. Vor zwei Jahren hat das Hostel eine Förderung bekommen, wodurch sie den Innen- wie Außenbereich aufwerten konnte, so dass es danach mit fünf Sternen ausgezeichnet wurde. „Vorher war hier nur Wiese“, sagt sie während ihr Blick über das üppig angelegte Beet schweift. Und sie sei lange noch nicht fertig! In diesem Jahr soll auf der Wiese vor dem Essraum noch ein Kräuterbeet angelegt werden, an dem sich dann alle Gäste frei bedienen können. Je mehr sie mir erzählt, desto mehr merke ich, dass Irland garnicht so weit weg von uns entfernt ist; Gedanken und Pläne zu kollektivem Gärtnern und Selbstversorgung macht man sich auch hier.

In diesem Artikel zeige ich eine Auswahl der besten Fotos der jeweiligen Tour. Alle Fotos zum Wicklow Way kann man hier bei flickr anschauen, um einen noch besseren Eindruck zu bekommen.

Knockree Hostel

Das Knockree Hostel wurde frisch renoviert 2008 eröffnet und glänzt mit 5 Sternen. Es liegt unmittelbar am Wicklow Way und bietet einen zauberhaften Blick über das Glencree Tal. Es ist besonders gut geeignet für größere Gruppen, bietet aber auch Einzelpersonen und Paaren eine gemütliche Unterkunft. Die Gemeinschaftsküche ist großzügig ausgestattet und auch im Essraum und der Lounge findet man genug Platz um sich zurückzuziehen. Von hier aus kann man außerdem sehr gut mountainbiken.

Leistungen

  • WLAN
  • Gemeinschaftsküche
  • BBQ Grill
  • Frühstück buchbar (3 €)
  • Lunchpaket auf Anfrage (6 €)
  • Gepäcktransport
  • Konferenzraum
  • Waschraum vorhanden
  • Gemeinschaftsraum mit TV, Zeitschriften und Büchern
  • Geeignet für Rollstuhlfahrer

Preise (pro Person & Nacht)

  • Single Bed: 18 – 22 € (Mehrbettzimmer)
  • Double Bedroom: 30 – 32,50 € (Doppelbett, Bad im Zimmer)
  • Twin Bedroom: 25 – 27,50 € (2 getrennte Betten, Bad im Zimmer)
  • Three Bed Room: 22 – 24 € (Privatzimmer mit Bad)
  • Four Bed Room: 22,50 – 25 € (Privatzimmer mit Bad)
  • Five Bed Room: 20 – 22 € (Privatzimmer mit Bad)
  • Six Bed Room: 18 – 21 € (Gemeinschaftsbad)

Adresse

Knockree Hostel
Lackan, Lackandarragh
Enniskerry
Wicklow, Ireland
Tel: +353 (01) 2767 996


www.knockreeyouthhostel.com

Landlinien wurde Anfang 2009 von Designerin Daniela Klütsch gegründet. In ihrer Agentur daklue beschäftigt sie sich hauptberuflich mit Kommunikation für nachhaltige Unternehmen. Wie beim Reisen spielt auch dort das Thema „Entschleunigung“ eine große Rolle. Wenig kommunizieren, dies aber bewusst, achtsam sein, mit sich selbst und seiner Umwelt… das sind Gedanken die sie Tag für Tag antreiben

2 Kommentare zu “Marlay Park – Knockree (21 km)

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