In die Berge Italien Reiseberichte

In den Bergen Südtirols

In Südtirol tauchten wir ein, wie ein Wanderer in die Berge. Fast sprichwörtlich, nur auf 4 Rädern. Von der Hauptstrasse zwischen Brenner und Bozen rauf auf den kurvigen Pass Richtung Seiser Alm. Es geht hoch und höher, Kurve um Kurve. Weihnachten liegt bereits hinter uns. Nach rutschiger Straße und stillen Höfen, erreichen wir unseren Hof. Den Dosserhof. Ich lose innerlich immer noch darum, ob unsere Unterkunft ein Treffer oder ein Niete sein wird. Ohne Fotos, nur mit der Beschreibung des Hofbesitzers haben wir uns dafür entschieden. Bin gespannt. Unsere Wohnung ist ein Glücksgriff, ein Volltreffer! Von jedem Raum Blick auf die Berge und den Schnee. Offene Küche mit Gasherd! Sauberes Bad mit rosa Handtüchern. Und ein rustikales Schlafzimmer mit frisch duftender Bettwäsche. Die Wohnung samt Interieur wirkt wie unbenutzt. Alles sauber und glänzend. Vom Boden bis zu den Gläsern. Unser Urlaub kann losgehen!

Vom Hof aus blicken wir direkt auf den Schlern. 2.564 Meter ragt er neben uns. Bedeckt mit Schnee wie Puderzucker. Idyllisch eingebettet im Tal liegt das Dorf Seis. Wie in fast jedem kleinen Dorf in Südtirol, die Kirche mit dem Zwiebel-Turm-Dach in der Mitte auf einem Hügel stehend. Es ist ein sonniger Tag, der den Schnee zum Glitzern bringt. Bestens geeignet für eine Wanderung! Das gar nicht so weit entfernte Seis (Augenmaß 10 km, 2 Stündchen) bietet sich als Ziel nahezu an. Professionell equipt (Ski-Unterwäsche, Schneehose, Pulli, Softshell-Jacke, Schneehandschuhe, Sonnenbrille, Fleece-Stirnband, Goretex-Wanderschuhe (mit Felleinlagen!), Rucksack, grobe Karte, Müsliriegel, Äpfel, Apfelschorle und natürlich den Fotoapparat), starten wir unsere Tour. Bomben Idee bei überfrorener Glätte eine so-in-etwa-2-Stunden-Tour durch unbekanntes Terrain zu starten… Nach 2 Stunden Schlitterpartie, treten wir den Rückweg über die Straße an. Zwischenstopp im „Virgiler Hof“ zum Tirol Tris essen (3 verschiedene Knödel). Umwerfend lecker! Nach 4 Stunden zurück gekehrt am Dosserhof. Müde, erledigt, durchgekühlt. Wandern fürs Erste abgehakt.

Das „Flachland“ um den Schlern bzw. die Seiser Alm rum ist durch und durch idyllisch. Eingebettet wie in ein Nest, verteilen sich die Dörfer Völs, Seis und Kastelruth an der Hauptroute entlang.

Die Berge dabei immer prominent im Blick. Ebenso, fast geheimnisvoll eingebettet, der Völser Weiher. Versteckt im Wald. Mit dem Auto erreichbar über eine kurvige, steile Straße. Neugierig entdecken wir zwischen den Sträuchern die vielen Kinder, Eltern, Freunde, Hunde… die vergnügt ihre Runde auf dem zugefrorenen Weiher drehen. Der stolze Schlern, glänzend erleuchtet von der Sonne, thront im Hintergrund dieses Szenario. Es ist ein friedlicher Moment, einfach nur da zu sitzen in der Sonne und den Menschen (und Tieren) beim Schlittschuh fahren zu zuschauen. Neben mir auf der Bank ein dösiger Hund, der mit geschlossenen Augen ebenfalls die Sonne zu genießen scheint. Dieser Moment könnte ewig anhalten…

Montag, 6 Uhr 30. Die Weihnachtstage sind rum. Die Geschäfte sind wieder geöffnet. Das Wetter soll gut werden. Wir brechen heute auf nach Venedig. Mit Kameras und sehr viel Vorfreude gerüstet.

Nach dem Ausflug in eine andere Welt auf dem Wasser, tauchen wir am nächsten Tag wieder ab in das Südtiroler Idyll. Diesmal mitten in die Landeshauptstadt Bozen. Mit einem Plan in der Hand erkunden wir die Stadt. Weit kommen wir anfangs nicht: eine kostenlose Wi-Fi-Station vor einer Kirche lässt uns für die nächsten 15 Minuten an dieser Stelle einfrieren. Erste Neugier im Netz befriedigt. Weiter. Ja, Bozen ist beeindruckend, niedlich, stilvoll, lebenswert aber auch laut. Laut und an einigen Stellen auch hektisch. Nicht so erholsam wie in den Bergen. Doch das liegt im Allgemeinen wohl an den lauten Menschen, die vorwiegend rempelnd und raumeinnehmend an einem vorbei drängeln. Italiener eben.

Am nächsten Tag geht’s nordwärts Richtung Bruneck zur Pferdeschlittenfahrt mit Freunden. Wir typische Touris stehen wir da mitten im Skigebiet vor unserem Kutscher Oskar und seinen beiden Pferden. Drei Rheinländer und ein Einheimischer. „Ja, wir sind die Touris! Aber wir finden´s schön.“ Mit Honigmet in der Thermoskanne geht’s trabend durch Schnee und Natur. Fühle mich wie damals. Also dann als es noch keine Autos und so was gab.
Anschließend geht’s in ein landestypisches Restaurant. Dort esse ich die besten Kürbisravioli, die ich jemals essen könnte. Unfassbar lecker! Bei Pfefferminztee und Espresso nehmen wir die Südtiroler Geschichte auseinander, bekommen Hintergrundwissen über die „Walschen“ und die „Crucki“, blicken ein Stück weit hinter die Fassade und stellen fest, wie lecker doch das Essen geschmeckt hat.

Es ist der letzte Tag im Jahr. Und es regnet. Auf den Schnee. Dieses ungemütliche Grau lässt uns in unserem gemütlichen Nest verharren, eingedeckt mit einem großen Stapel Büchern und einer ebenso großen Auswahl an Filmen. Und natürlich Süßkram. Zur Feier des Tages wird landestypisch köstlich gekocht. Eigentlich so wie an jedem Tag. Lecker und reichlich eben. So lecker, dass wir nun endgültig durch die Wohnung kugeln. Um kurz vor 0 Uhr verlassen wir die heimische Wohnung und besteigen in wenigen Schritten den Hügel hinterm Haus. Hier oben, ganz allein und ruhig, hat man einen wunderbaren Rundumblick über das ganze Umland. Seis im Tal vor uns. Neben uns der Schlern. Im Rücken die anderen kleinen unbekannten Dörfer mit den anderen unbekannten Bergen im Hintergrund. Die erste Reihe von lauten und bunten Feuerwerken in der Ferne verraten uns, dass es bereits Mitternacht sein muss. 2010. Die ersten 10 Jahre eines neuen Jahrtausends sind vergangen.

Der erste Tag im neuen Jahr beginnt früh und mit einem ersten, ehrgeizigen Vorsatz: eine Wandertour im hochgelegenen Ski-Gebiet der Seiser Alm. Wir steigen empor in Kokon-artigen Liftkabinen, rauf auf 1.825 Höhenmeter. Oben angekommen, suchen wir leicht orientierungslos nach dem Einstieg für unseren Wanderweg. Verloren in den Massen der, wieder sehr lauten und anstrengenden, Ski-Touristen, finden wir endlich einen hölzernen Wegweiser. Es geht hoch. Und soll es von nun an auch nur noch bergauf gehen. Nur dass wir das aus der einfachen Karte nicht so ganz erkennen konnten.
349 Höhenmeter weiter oben im Restaurant des Puflatsch Berges, haben wir es geschafft. Hinter uns liegt eine zuerst irreführende Bergauf-Tour durch 40 cm hohen Neuschnee (jetzt verstehe ich auch den signifikanten Sinn der Schneeschuhe), die uns zu der sinnvollen Idee bewogen hat, die Tour doch etwas abzukürzen. Danach ging es weiter bergauf. Nur bergauf. Vorbei ein grölenden Rodlern und flinken Skifahrern. Die Luft wurde mit jedem Meter dünner und dünner. Müsliriegel helfen da immer. Weiter über die Piste erreichten wir dann endlich unser Ziel, in dem wir jetzt sitzen und ruhen. Und essen natürlich.

Es ist der letzte Tag dieser Reise. Das eifrige Packen und Putzen verdrängt wehmütige Gedanken. Man soll ja nicht auf das blicken, was man nicht mehr hat, sondern auf das blicken was man hatte. Oder so. Jedenfalls war es doch eine sehr schöne Zeit voller Ruhe und Einkehr, wie ich sie mir auch gewünscht habe.

Die Unterkunft
Der Dosserhof liegt zwischen Voels am Schlern und der Seiser Alm. Direkt am Fuße des Schlern. Die etwas abgelegene Lage bietet sich vor allem an, um dem Touristentrubel der umliegenden Skigebiete zu entkommen und trotzdem mitten in der bezaubernden Landschaft zu sein. Der Dosserhof umfasst insgesamt 3 Ferienwohnungen, die alle samt sehr gut ausgestattet sind und alle über einen Balkon verfügen. Besonderer Tipp: beim Buchen nach den nach hinten gelegenen Wohnungen mit Blick auf den Schlern fragen.

Das Frühstück
Die Ferienwohnungen werden ohne Frühstück angeboten, dafür wird man mit einer sehr gut ausgestatteten Küche belohnt. Wenn man nicht gerade einem der leckerer traditionellen Restaurants in der Umgebung verfällt, kann man hier wunderbar kochen. Zutaten dafür bieten sich auf dem Wochenmarkt in Bozen an oder aus den umliegenden Supermärkten (nächster in Voels am Schlern). Auch sind frische Handtücher, Bettzeug und Putzzeug in den Wohnungen vorhanden.

Der Preis
Je nach Saison bezahlt man pro Nacht in der Ferienwohnung für 2 Personen 50 bis 70 €, in der für 4 Personen 70 bis 85 €. Am Teuersten ist es in der Sommerzeit.

Anschrift
Dosserhof
St. Konstantin 23
39050 Völs am Schlern
Tel: (+39) (0)471 707435

Weitere Infos
Im Winter lohnt sich vor allem ein Ausflug auf die Nahe gelegene Seiser Alm. Von Skifahren bis Schneeschuhwandern ist hier für jeden Schneefreund etwas dabei. Wer nach einem aktiven Tag im Schnee hungrig geworden ist, wird im Virgiler Hof mehr als belohnt: die Tirol Tris sind ein Traum. Für einen kurzen Ausflug lohnt sich das kleine Städchen Voels am Schlern. Dort kann man sich im Tourist Office mit Wanderkarten, Aktionsflyern und allen weiteren Infos eindecken. Ein Ausflug nach Bozen lohnt sich, um ein wenig italienisches Flair zu schnuppern. Die Stadt ist groß genug um dort einen ganzen Tag zu verbringen und die vielen Gassen zu erkunden.

Landlinien wurde Anfang 2009 von Designerin Daniela Klütsch gegründet. In ihrer Agentur daklue beschäftigt sie sich hauptberuflich mit Kommunikation für nachhaltige Unternehmen. Wie beim Reisen spielt auch dort das Thema „Entschleunigung“ eine große Rolle. Wenig kommunizieren, dies aber bewusst, achtsam sein, mit sich selbst und seiner Umwelt… das sind Gedanken die sie Tag für Tag antreiben

10 Kommentare zu “In den Bergen Südtirols

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