Asien Mit Kind unterwegs Reiseberichte Singapur Thailand Themen

Elternzeit in Thailand

Was man auf Reisen mit Kind beachten sollte

Anfang 2020 haben wir uns einen Traum verwirklicht und sind zwei Monate lang durch Thailand gereist, und zwar mit Kind. Unser Sohn Henri erlebte seinen 1. Geburtstag quasi in der Luft auf dem Weg von Deutschland nach Singapur. Bereits dort stellten wir schnell fest, das Reisen mit Kind ist anders und änderten nach 2 Tagen unsere Pläne. Mehr dazu in unserem Artikel „Singapur, Stadt der Regeln und Quoten“.

Unsere Reise ging weiter in das Land, das unser Herz – Nicks und meins gleichermaßen – in den letzten Jahren erobert hat: Thailand. Dort angekommen spürten wir die Herzlichkeit und die Gelassenheit der Thais schon am Flughafen. „Alles richtig gemacht“, seufzte ich damals erleichternd, und weiter ging es nach Klong Muang in der Region Krabi.

Die Familie zusammen am Stück

Das erste Mal nach einem Jahr alle zusammen auf Reisen: Papa, Mama und Henri. Tag und Nacht. Endlich auch mal wieder durchschlafen können (Danke Nick!), drei Bücher lesen, einen Cocktail am Strand trinken, ein paar Stunden am Stück alleine sein und zeitweise nur den eigenen Atem hören. Jeden dritten Tag sich eine Massage gönnen und den Rest des Tages das eigene Kind beobachten und dabei glücklich sein. Zwei Monate haben wir uns genommen, die nun – eine Woche vor der Abreise – wie im Flug an uns vorbei gerauscht sind. Vielleicht haben wir uns schon so an dieses Land und den Alltag zu Dritt gewöhnt, dass wir jegliches Gefühl für die Zeit verloren haben. Denn im Grunde haben wir richtig viel erlebt: im Land selber, sowie als Familie.

Das 1. Babyjahr im Ausland

Henri hat auf dieser Reise gelernt, alleine zu stehen und den ersten Schritt gemacht. Er zeigt mittlerweile, was er mag und was nicht, winkt anderen zu und ruft lauthals „Ba-na-ne“, wenn er eine sieht. Er schläft erstaunlich gut in seinem eigenem Bett und muss nicht mehr unbedingt nachts gestillt werden. Alles was er ausräumt, räumt er wieder ein, und das gleich mehrmals hintereinander.

Unsere ursprünglichen Reiseroute

Es sollte erst 6 Tage nach Singapur gehen, dann 10 Tage Krabi (Klong Muang), ganze 30 Tage Koh Phangan und zum Schluss 7 Tage Bangkok. Sollte, denn während unserer Reise haben wir so einiges verändert, abgesagt und neu geplant. Singpaur als auch Koh Phangan haben wir früher als geplant verlassen und sind dafür nach Klong Muang zurückgekehrt, da es uns dort so gut gefallen hat. Aus 10 Tagen wurden dann 5 Wochen, und auch den Aufenthalt in Bangkok verkürzten wir.

Der Weg ist immer noch das Ziel, auch wenn man bereits unterwegs ist.

Warum die Planänderung?

Aus einem einfachen Grund: Mit Kind setzt man die Prioritäten anders. Das hatten wir im Vorfeld unterschätzt. Eines unserer ersten Learnings auf der Reise mit Kind: Man sollte immer Platz für Planänderungen lassen. Da kann schon mal eine kurze Nacht dafür sorgen, dass man den darauffolgenden Tag lieber im klimatisierten Shoppingcenter verbringt statt mit Sightseeing in der heißen Stadt. Pech mit dem Hotelzimmer bzw. Bungalow hatten wir gleich zweimal in Folge: In Singapur bekamen wir fälschlicherweise ein viel zu kleines Zimmer und auf Koh Phangan eine runtergekommene und für Kinder unsichere Anlage, anders als es die Fotos im Web versprachen. Enttäuschend, ärgerlich und im Nachhinein teuer. Aber egal: Für das Kind und den Familienfrieden würde man wahrscheinlich Berge versetzen.

Singapur haben wir schnell vergessen, da es uns in Thailand auf Anhieb viel besser gefiel. Doch mit Koh Phangan taten wir uns schwer. Schwer uns auf die mittlerweile völlig überlaufene Insel einzulassen, schwer das alte Koh Phangan aus unserer Erinnerung loszulassen. So richtig warm wurden wir nicht mehr mit der Insel, weder mit den Thais, noch mit den Expats. Jeder war dort irgendwie für sich, ohne Interesse daran etwas zu ändern. So blieben auch wir für uns, was mich an manchen Tagen seltsam einsam stimmte. Auch wenn ich die Insel landschaftlich sehr mag, war ich froh, nach 2 statt 4 Wochen mit der Fähre abzuschippern und zurück an unseren neu gewonnenen Herzensort Krabi zu kehren.

Zuhause ist der Ort, an dem man sich freut, Dich zu sehen.

Der Vorteil an nur einem Ort zu bleiben

Wenn man zwei Monate in einem Land unterwegs ist und vorwiegend an einem Ort bleibt, taucht man noch mal tiefer ab in die Kultur. Gerade mit Kind lernen wir die Einheimischen und ihre Art noch mal anders kennen. Sie sind uns mit einer Offenheit begegnet, die wir so aus keinem anderen Land kennen. Wenn wir mittlerweile durch den Ort fahren oder gehen, winken wir uns gegenseitig zu, halten eine Schwatz und albern mit Henri. Die Thais werden nicht müde unseren Sohn zum Lachen zu bringen, ihn auf den Arm nehmen zu wollen oder ihn einfach nur anzulächeln.

In dem Resort, in dem wir nun fast 5 Wochen verbracht haben, wurde er jeden Morgen von den Angestellten im Hotel morgens beim Frühstück (oder jeder anderen Gelegenheit) auf den Arm genommen und erstmal durch die Küche geführt. Er hat das so genossen, dass er sogar schon jedes Mal die Arme nach ihnen ausgestreckt hat. Wir haben uns einfach darauf eingelassen und haben das Lächeln erwidert, sind auf die offenen Arme der Thais zugegangen und haben sehr viel Wärme und Humor empfangen. Henri hat dadurch seine Neugier und Interesse an Menschen aus aller Welt erweitert, lächelt jeden Gast im Hotel erwartungsvoll an und hat so in den zwei Monaten gelernt, dass die Menschen um ihn herum freundlich und wohlwollend sind. Etwas, woran ich im Übrigen nach wie vor glaube, auch wenn wir das aus Deutschland weniger gewohnt sind.

Für unserer Rückkehr habe ich mir daher fest vorgenommen: „Wenn Du ein Lächeln erwartest, lächele zuerst.“

Freundschaft verbindet

Was unsere Reise diesmal vor allem so besonders gemacht hat ist, dass wir hier in Klong Muang bereits in der ersten Woche Noom und Nam und ihre beiden Söhne Leo und Singhto kennengelernt haben. Auf Anhieb haben wir uns so gut verstanden, dass wir uns von da an fast jeden oder jeden zweiten Tag gesehen haben.

Unsere Top 5 Learnings „Reisen mit Kind“

 

1. ZU HAUSE FÜHLEN:

Wir haben festgestellt, dass uns EIN fester Ort besser gefällt und besser tut, als von einem Ort zum nächsten zu reisen. So haben wir eine „Base“, von der aus wir Touren starten können und in die wir uns gleichzeitig jederzeit zurückziehen können.

2. DIE UNTERKUNFT ZÄHLT:

Mit am wichtigsten ist für uns eine kindergerechte Unterkunft, da wir uns jeden Tag mehrere Stunden drinnen aufhalten (Mittagsschlaf, Sonnenschutz, Abkühlung). Anders als ohne Kind sind eine Klimaanlage, warmes Wasser, Terrasse im Schatten, frische Handtücher und Putzservice, ein Pool, flache Wege, Hochstuhl im Essbereich, Kühlschrank und genug Platz im Zimmer zu „normalen“ Annehmlichkeiten geworden.

3. SNACKS UND STILLEN:

Mit dem Stillen bis zu unserer Reise durchzuhalten, hat sich bewährt, für Henri wie auch für uns. Er findet dabei die Ruhe und Entspannung, die er bei den vielen neuen Eindrücken braucht, und ich entspanne mich gleich mit. Unterwegs haben wir immer einen Rucksack mit Snacks, Pämpis, Spielzeug, Sonnenschutz und Notfall-Täschchen dabei.

4. SONNENSCHUTZ:

Den besten Schutz hat uns definitiv die UV Kleidung beschert. Auch wenn wir Henris Gesicht, Arme und Beine mit mineralischer Sonnencreme eingeschmiert haben, sind diese wesentlich gebräunter als der Rest des Körpers. Außerdem bleiben wir meist im Schatten und meiden die direkte Sonne.

5. AUSZEITEN EINPLANEN:

Selbst im Urlaub müssen wir unsere Auszeiten absprechen, planen und sie schließlich auch nehmen. Auch hier gibt es Alltag, schlechte Nächte, neue Zähne und Erkältung. Selbst vor dem Paradies macht die Müdigkeit keinen Halt. Was uns hilft (genau wie zu Hause): reden, klären wo der Schuh drückt und wie man es besser machen kann, sich aufteilen und auch mal für sich alleine sein.

Welche Erfahrungen habt ihr auf Reisen mit Kind gemacht? Würdet ihr auch gerne während der Elternzeit eine längere Reise antreten?

Landlinien wurde Anfang 2009 von Designerin Daniela Klütsch gegründet. In ihrer Agentur daklue beschäftigt sie sich hauptberuflich mit Kommunikation für nachhaltige Unternehmen. Wie beim Reisen spielt auch dort das Thema „Entschleunigung“ eine große Rolle. Wenig kommunizieren, dies aber bewusst, achtsam sein, mit sich selbst und seiner Umwelt… das sind Gedanken die sie Tag für Tag antreiben